Erstmals besuchte der Peiner Bundestagsabgeordnete Hubertus Heil (SPD) 2019 die Seniorenresidenz Brockenblick in Gadenstedt, um sich mit Bewohnern, Mitarbeitern und der Geschäftsleitung zu Themen und Herausforderungen der Pflege auszutauschen. Der Kontakt blieb auch während der Corona-Pandemie bestehen. Jetzt kam es Anfang September zu einem Folgegespräch in der compassio Seniorenresidenz Brockenblick mit einem breiten Themenspektrum zur aktuellen Situation der stationären Pflege. Hubertus Heil folgte der Einladung der Seniorenresidenz Brockenblick und diskutierte mit den Bewohnerinnen und Bewohnern, den Mitarbeitenden und der Geschäftsführung die aktuellen Herausforderungen der stationären Pflege. Eine gute Stunde hörte er sich Kritik, Anregungen und Denkanstöße der Anwesenden in Richtung der Bundespolitik sichtlich interessiert an.
Vom Fachkräftemangel, über den Eigenanteil der Heimkosten, fairer und gleicher Bezahlung der Mitarbeiter, bis hin zur Schaffung von frühen Orientierungshilfen zur Berufswahl für Schüler, deckten die Themen ein weites Spektrum ab. „Ich danke der Einrichtungsleitung für die Einladung nach Ilsede. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter leisten hier großartige Arbeit. Das sind die Menschen, die unser Land am Laufen halten und entsprechend sollten wir Ihnen auch mit Respekt begegnen. Dazu gehört auch ein ordentlicher und angemessener Lohn. Auch in der Pflege müssen wir uns für mehr Tariflöhne stark machen“, sagte Hubertus Heil.
Insbesondere der Fachkräftemangel ist für die stationäre Pflege tägliche Herausforderung. „Wir müssen größte Anstrengungen unternehmen, um qualifizierte Pflegefach- und Hilfskräfte zu finden“, so Einrichtungsleiter Christopher Boes. Pflege ist ein attraktiver, zukunftssicherer Beruf mit guten Verdienstmöglichkeiten, sowie vielen Weiterbildungs- und Karrieremöglichkeiten. Laut Statistischem Bundesamt zählen Pflege-Azubis zwischenzeitlich zu den Top-Verdienern unter den Ausbildungsberufen. Dennoch ist es zunehmend schwierig, Menschen für den Pflegeberuf zu gewinnen. Eine vereinfachte Zuwanderung ist zwingend notwendig, um dem demografischen Wandel und die steigende Anzahl an pflegebedürftigen Menschen auch in Zukunft gut versorgen zu können.
Ein gravierendes Problem ist die Finanzierung der stationären Pflege. Die steigenden Personal- und Sachkosten werden durch die Pflegesätze nicht mehr ausreichend gedeckt. „Viele Träger geraten in finanzielle Schieflage und sind akut von Insolvenz bedroht“, berichtet Dirk Lorscheider, Geschäftsführer vom Träger compassio Lebensräume & Pflege mit großer Sorge. Zudem sind die steigenden Eigenanteile eine zunehmende Belastung für die Bewohner und ihre Familien.
Wenn auch nicht auf alle Fragen eine direkte Lösung aufgezeigt werden konnte, war der Austausch wichtig und gewinnbringend für alle Beteiligten. Der Dialog mit der Politik ist wichtig, um Verständnis für die Herausforderungen zu schaffen und Lösungsansätze in die politische Arbeit in Berlin mit einbringen zu können. Auch die Mitarbeitenden fühlten sich „mit im Boot sitzend“ und somit als Mitwirkende einer großen, aber lösbaren Aufgabe. Hubertus Heil versprach, die Themen mitzunehmen.